Die Gesten des postdigitalen Zeitalters

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Idee:

Es sollen die Steuerungsgesten einer Kameradrohne (DJI Mavic Air) mit einer analogen Kamera (Mittelformat) festgehalten werden. Dargestellt wird dies in einer Gegenüberstellung zwischen der analogen Photographie und digitaler Drohnenphotographie. Es gibt eine photographische Darstellung der spezifischen Gesten (der Steuerungscodes für ein hochmodernes digitales Gerät) in einem analogen und einem digitalen Kontext.

Weiterfrührende Informationen:

Der neue DJI Mavic Air ist – wie der DJI Spark oder andere DJI-Kameradrohnen – mit einer intelligenten Gestensteuerung ausgestattet. So können Flugbefehle auch ohne Flugcontroller umgesetzt werden. Die Gestensteuerung des DJI Mavic Air erlaubt im Rahmen des Smart Capture- Modus nicht nur das Umsetzen von Flugbefehlen durch Handgesten und Körpergesten, sondern auch das Steuern der Kamera.

Hintergrund:

Im postdigitalen Zeitalter, in dem wir uns derzeit befinden, stellt sich mir die Frage, wie sehr steuern wir die neuen Medien, bzw. steuern sie teilweise schon uns. Im Fall der Drohnenphotographie, befindet sich der Akteur in einer Situation, in der er spezifische Steuerungsgesten (-codes) lernt, sich zu eigen macht, um die Drohne zu steuern, sie dazu zu bringen einen Befehl auszuführen, nämlich z.B. ein Photo von dem/der AkteurIn zu machen. Dafür muss er zuvor noch eine Geste machen, um von der Drohne überhaupt erkannt zu werden, und ihr danach mit einem Befehl zu signalisieren, sie solle selbstständig ein Photo von ihm machen.

Giorgio Agamben stellte schon 1996 in seinem Buch „Mittel ohne Zweck“ (Kapitel 2, „Noten zur Geste“) folgende Behauptung auf: “Ende des 19. Jahrhunderts hatte das abendländische Bürgertum seine Gesten bereits endgültig verloren.“ Für mich bedeutet das, dass mit Eintritt der industriellen Revolution die „Gesten“ aus unser Gesellschaft vollständig verschwunden sind. Deswegen stellt sich mir als Künstlerin die Frage, wie die Gesten des postdigitalen Zeitalters aussehen könnten, und ob sich seit des Textes von Agamben neue Gesten entwickelt haben, oder ob diese nun schon ganz ausgestorben sind.

Da die digitale Revolution auch bereits schon vollzogen ist und technische Geräte, wie Smartphones, Kameradrohnen sowie das Internet aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, könnte man das Zeitalter in dem wir uns gerade befinden, als postdigitales bezeichnen. Dies wirft für mich als Künstlerin die Frage auf wie weit Agamben in seinem Text von 1996 die Entwicklung der Geste voraus sehen konnte. Mein Kunstprojekt „Die Gesten des postdigitalen Zeitalters“ untersucht genau diese Fragen.

Ausserdem frage ich mich, was der Einzug der digitalen Geräte für unsere alltägliche Körpersprache bedeutet (alltägliche Gesten), und ob diese „postdigitalen Gesten“, welche immer wieder durch neue digitale Geräte erweitert werden, nicht eine gewisse Codierung inne haben, die der Beschreibung einer Geste durch Agamben nahekommt.

Des weiteren ist es mir ein Anliegen mit meiner künstlerischen Herangehensweise, sowie meiner Ausdrucksformen einen Kontrapunkt zu diesen Entwicklungen und Fragen zu finden. Deswegen habe ich mich dafür entschieden, der Schnelllebigkeit dieser digitalen Entwicklungen zusätzlich eine analoge, zeitaufwendigere Ausdrucksform (analoge Mittelformat) entgegenzusetzen. Ich möchte mit dieser Arbeit nebenbei beide Tempi und Modi (analog wie digital) des künstlerischen Mediums Photographie erforschen und diese in einer Ausstellung gegenüberstellen.

Die analogen Photos (SW) werden den Drohnenphotos gegnüber gestellt. Somit entsteht aber auch eine Gegenüberstellung der beiden Medien im Bearbeitungs- und Ausarbeitungsprozess. Dementsprechend symbolisiert diese Gegenüberstellung auch die Beschleunigung und die Entschleunigung dieser zwei verschiedenen Arbeitsprozesse.

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